Freitag, 28. März 2014

Vom Saufen zum Genuss / Interview

Stößchen!
Vom Saufen zum Genuss und die Probleme der Hotellerie: Interview mit einem Brauer

Herbert Zötler ist ein Privatbrauer der Spitzenklasse und steht einem der ältesten Familienunternehmen Europas vor. Ausserdem ist er ein toller Kerl und hat eine unglaubliche Sache gegründet: die Zötler Gastro Akademie. Die Gastro Akademie ist eine aufwendig geplante Fortbildungsinstitution für Hoteliers und Gastronomen aus dem Allgäu. Da hier enormer Aufwand betrieben wird und hochkarätige Sprecher und Referenten ins Allgäu geholt werden, habe ich bei Herbert Zötler einmal nachgefragt, wie es dazu kam:

Hotelbusiness-Blog: Warum wurde die Zötler Gastro Akademie ins Leben gerufen?
Herbert Zötler: Wir haben festgestellt, dass es Weiter- und Fortbildungsbedarf gibt, der nur in größerer Entfernung gedeckt wurde. Viele Gastronomen haben diese Investition gescheut, da sie mit Übernachtungskosten für die Teilnehmer einer solchen Maßnahme verbunden gewesen wäre. Ausserdem gab es zu wenig für Mitarbeiter in der Gastronomie. Unser Aussendienst konnte das weder zeitlich noch inhaltlich leisten.

Hotelbusiness-Blog: Was sollte die Zötler Gastro Akademie leisten?
Herbert Zötler: Wir wollten mit der Gastro-Akademie eine Fortbildungs-Plattform schaffen, in der alle in der Hotellerie und Gastronomie Beschäftigten individuelle Anregungen zur Fort- und Weiterbildung finden. Unsere Vision war es, Problemlöser zu uns ins Allgäu zu holen. Das ganze sollte mit einer Auftaktveranstaltung mit Workshops verbunden werden.

Hotelbusiness-Blog: Wie hat sich die Akademie entwickelt?
Herbert Zötler: Die Nachfrage nimmt von mal zu mal zu - mit konjunkturellen Schwankungen. Ausserdem macht es mir persönlich Freude, weil ich sehe, dass Anregungen umgesetzt werden und es tatsächlich Ergebnisse bei den engagierten Gastronomen und Hoteliers gibt.

Hotelbusiness-Blog: Was sind sind heute die drei Hauptprobleme in der Hotellerie und Gastronomie?
Herbert Zötler:  1. "Die eierlegende Wollmilchsau" gleichzeitig guter Gastgeber, Unternehmer und Führer zu sein. Man lernt leider nirgends ein Unternehmer zu sein.
2. "Nachwuchs als Branchenproblem" - die Verbände haben sich in der Lobbyarbeit großer Versäumnisse schuldig gemacht.
3. "Die Rolle der Frau" - die Frauen spielen nicht die Rolle, die sie spielen sollten. Sie sind unschätzbar wichtig für Herzlichkeit und Wohlfühlen, in der Führung. Dabei werden Sie in diesen Rollen nicht richtig Wert geschätzt.

Hotelbusiness-Blog: Ihr habt mit "Heinrich der Kempter" und dem "Schwarzen Ritter von Rettenberg" zwei hochwertige Spezialitätenbiere auf den Markt gebracht - seit wann gibt es die Idee für  so ein Bier? Diese Biere liegen zur Zeit voll im Trend.
Herbert Zötler: Die Idee gab es schon vor 5-6 Jahren. Damals stellte ich mir vor, dass es ganz besondere Biere nur für unser Besucherzentrum werden sollten. Dann haben wir die Idee erst einmal aus den Augen verloren.

Hotelbusiness-Blog: Und wie ging es dann los?
Herbert Zötler: Dann kamen in den USA, England und Schottland die Craft-Biere auf - in Ländern wo große Monopolisten den Biermarkt beherrschen, die erstmals von alternativen, jungen Braumeistern attackiert wurden. Als mein Sohn Niklas den Braumeister gemacht hat, kam er mit neuer Energie zu uns und startete das Projekt der regionalen, hochwertige Biere mit Sagenbezug.
Wir erzählen Geschichten und haben einen Leitfaden für das Produkt. Es stärkt unsere Braukompetenz und wir bewegen uns weg vom Thema "Saufen" hin zu einem genussvollen Biertrinken, welches sich auch mit feinen Speisen kombinieren lässt.

Herzlichen Dank für das Gespräch. Zur Feier des Tages trinke ich jetzt den ausgezeichneten "Heinrich der Kempter" - Prost und viele, brave Gäste wünscht
Armin Gross

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