Donnerstag, 13. März 2014

Zu wenig abgehoben? Zur Situation deutscher Kleinflughäfen

Ohne Ankunft keine Gäste. Welche Rolle spielen kleinere Flughäfen wie Rostock oder Memmingen für eine Destination und die Hotellerie? Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer des Allgäu Airport Ralf Schmid und der Leiterin Marketing & PR Marina Siladji.

Hotelbusiness-Blog: Wo sehen Sie den Flughafen Memmingen und andere Kleinflughäfen in fünf Jahren?
Schmid: kleinere Flughäfen wird es geben, so lange sie für eine Region sinnvoll sind. Der Flughafen Rostock bringt beispielsweise zahlreiche Feriengäste nach Mecklenburg-Vorpommern. Hierfür sind dann auch Wirtschaftsförderungen sinnvoll um so eine Einrichtung zu stützen. Der Flughafen Memmingen muss auf solche Förderungen verzichten und kann es glücklicherweise auch.

Hotelbusiness-Blog: Wie hoch ist denn der Anteil der Gäste, die mit touristischen Motiven ins Allgäu kommen?

Schmid: Wir haben aktuelle Daten aus einer Befragung durch die Uni Augsburg und eine etwas ältere der FH Kempten. Hiernach sind 40% der Passagiere Incoming. Davon bereisen 35% das Allgäu, der Rest verteilt sich auf Oberbayern, Tirol, Baden-Württemberg und weitere. Die Fluggäste sind im Schnitt 34,5 Jahre jung und bleiben 6,3 Nächte in der Region.

Hotelbusiness-Blog: welche Verbindungen wird es denn in Zukunft geben?
Schmid: Das ist schwer zu sagen. Wir haben mit erheblichem Aufwand die Flugverbindung nach Donezk vorangetrieben und diese muss nun wegen der politischen Entwicklungen in der Ukraine ruhen. Letztlich ist ein Flughafen nur ein Infrastrukturanbieter und abhängig von den strategischen Überlegungen von Airlines. Im Moment ist unsere Chance die Kostenführerschaft im Vergleich zu den viel teureren Flughäfen Zürich, Stuttgart und München. Dazu muss natürlich der Service stimmen, guter Transfer, gute Verkehrsanbindung etc.

Hotelbusiness-Blog: Welche Aufgabe hat der Flughafen Memmingen im Bereich Tourismusmarketing?
Schmid: Wir bewerben natürlich die Flugziele ab Memmingen - in einzelnen Destinationen zu werben würde uns aber überfordern und kann nicht unsere Aufgabe sein. Obwohl wir auch hier zur Zusammenarbeit mit der Allgäu GmbH bereit sind und eine engere Abstimmung begrüßen würden. Wir bemühen uns auch, Partner in den Quellregionen und hier im Allgäu zusammen zu führen. Wir haben hier auch auf Seiten der Hotels bereits starke Partner, denken aber, dass das noch ausbaubar ist.

Hotelbusiness-Blog: Wie sehen Sie die Chancen für das Allgäu für den Incoming Tourismus?
Schmid:  Die Mobilität der Menschen wächst immer noch und das Allgäu ist attraktiv genug - nur die Möglichkeit der Anreise per Flugzeug wird immer noch nicht von allen Anbietern im Tourismus aufgezeigt: es gibt etliche Webseiten, die hierzu immer noch keinen Verweis haben. Wir haben hier durchaus Wachstumsmöglichkeiten, wenn wir zusammen daran arbeiten.


Hotelbusiness-Blog: Und wenn es hier nicht so schrecklich nebelig wäre?
Schmid (lacht): so nebelig ist es hier gar nicht! Ein-, zweimal im Winter... Bereits jetzt können 99,6% aller Flüge starten und landen. Mit dem geplanten Ausbau wird die Situation dieses und nächstes Jahr schrittweise noch weiter verbessert. Dann schaffen wir bestimmt 99,9%.

Vielen Dank für das nette Gespräch - ich wünsche Ihnen viele, brave Fluggäste!
Armin Gross

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen