Interview mit Roman Rackwitz - Gamification Spezialist.
Ich bin seit mehreren Jahren begeistert vom Konzept "Gamification" (siehe mein Artikel "Ich will doch nur spielen"). Wer sich mit dem Thema beschäftigt, kommt in Deutschland um Roman Rackwitz nicht herum:
Roman Rackwitz leitet die Firma Engaginglab und ist Spezialist für Gamification und ausserdem ein richtiger netter Kerl.
Hotelbusiness-Blog: Wir haben uns ein Gamification Programm für unsere Mitarbeiter überlegt, welches auf Punkte und Abzeichen ausgelegt ist - aber auch darüber hinaus geht - was halten Sie davon?
Roman Rackwitz: Natürlich kann man Gamification für sehr viele Dinge einsetzen. Es kommt stark auf die Art der Aufgabe an, ob das funktioniert, oder nicht. Wenn wir ( Engaginglab ) Kunden beraten, stellen wir als erstes die Frage: können wir die Aufgabe auch ohne Gamification lösen? Es gibt einen Unterschied zwischen Challenge, Bonusprogramm und eben Gamification. Oft reicht schon eine Visualisierung um eine gewünschte Wirkung zu erhalten.
Hotelbusiness-Blog: Die Mitarbeiter wollten schon das richtige tun - waren also intrinsisch motiviert. Das ist aber nicht immer der Fall. Welche Art von Aufgabe lässt sich denn extrinsisch motivieren?
Roman Rackwitz: Wir haben gelernt, dass Handwerkliche Dinge gut extrinsisch motiviert werden können, für cognitive Aufgaben gilt aber eher das Gegenteil. Die Frage, die am Anfang stehen muss ist: was motiviert Menschen überhaupt. Danach kann man viele Dinge neu gestalten. Im besten Fall bedeutet das, dass die Arbeit mehr Spass macht UND produktiver wird.
Roman Rackwitz: Ein Münchner Unternehmen hatte das Problem, dass in einer Cafeteria, in welcher sich Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung austauschen sollten, einfach ein zu hoher Lärmpegel herrschte. Das war schlecht für die Produktivität an diesem Ort. Die Lösung war: eine Darstellung der Lautstärke, die direkt gemessen wurde und als Pegel auf einer Art Baum dargestellt wurde. Niedriger Lärmpegel zeigte den Lärmpegel am Baum grün an - stieg der Lärm an wurde der wachsende Pegel zunächst gelb und dann rot. Eine weitere Erklärung war nicht nötig - die Mitarbeiter und Besucher reagierten sofort auf diese Anzeige. Und die, die nicht reagierten, wurden von anderen darauf hingewiesen, leiser zu sein. Es gab keine Belohnungen, keine Bestrafungen - einfach nur eine Anzeige. Und die Mitarbeiter zogen ihre eigenen Schlüsse - das ist eine wichtige Lektion bezüglich Motivation.
Hotelbusiness-Blog: Die Mitarbeiter wollten schon das richtige tun - waren also intrinsisch motiviert. Das ist aber nicht immer der Fall. Welche Art von Aufgabe lässt sich denn extrinsisch motivieren?
Roman Rackwitz: Wir haben gelernt, dass Handwerkliche Dinge gut extrinsisch motiviert werden können, für cognitive Aufgaben gilt aber eher das Gegenteil. Die Frage, die am Anfang stehen muss ist: was motiviert Menschen überhaupt. Danach kann man viele Dinge neu gestalten. Im besten Fall bedeutet das, dass die Arbeit mehr Spass macht UND produktiver wird.
Hotelbusiness-Blog: Was ist denn nun Gamification?
Roman Rackwitz: Gamification ist die Anwendung von Spielprinzipien auf das echte Leben und Arbeiten. Die Teilnehmer sind "Spieler" und es wird versucht erwünschtes Verhalten attraktiver zu machen: durch den Stolz immer besser zu werden (Weg zur Meisterschaft) und dieser Weg soll Spass machen.
Wichtig dabei: klare Ziele, schnelles Feedback und Herausforderungen, die erreichbar sind. Spiele sind so erfolgreich, weil sie die Balance zwischen Herausforderung und Zielerreichung erreichen.
Wichtig dabei: klare Ziele, schnelles Feedback und Herausforderungen, die erreichbar sind. Spiele sind so erfolgreich, weil sie die Balance zwischen Herausforderung und Zielerreichung erreichen.
Hotelbusiness-Blog: Was bedeutet das für einfache und sich wiederholende Aufgaben?
Roman Rackwitz: Das bedeutet, dass wir uns manchmal überlegen müssen, wie wir eine Aufgabe schwerer machen können. So, dass die Aufgabe auch nach Jahren noch interessant ist. Hier kann Gamification viel erreichen. Aber auch hier ist Feedback ein wichtiger Ansatz: oft ist viel erreicht, wenn Mitarbeiter erkennen, was sie für das große Ganze leisten. Erschreckend oft wissen sie das nämlich nicht.
Hotelbusiness-Blog: Das klingt nach harter Arbeit um ein gutes Feedbacksystem für seine Mitarbeiter zu entwickeln. Die Mitarbeiter sind aber nur eine Hälfte der Anwendungsbereiche: was bewirkt Gamification bei unseren Gästen?
Roman Rackwitz: Die Frage ist doch: wie können wir mit unseren Kunden eine lange und vertrauensvolle Bindung eingehen? Oft wird Gamification missverstanden - als Manipulation und Trickserei. Die Gefahr besteht auch tatsächlich - nur sind Gamification-Strategien, die solche Ziele haben nicht nachhaltig und angreifbar. Ich denke, dass in Zukunft die Bewegung des Marketing von Push zu Pull immer wichtiger wird: klassische Werbung, die sich dem Kunden oder Gast aufdrängt wird immer weiter verdrängt von einer alten Idee: den Kunden für sich gewinnen und mit ihm kommunizieren und ihn begeistern. Dafür wird er letztlich ein treuer Kunde und ein Weiterempfehler. Wenn ich ihn hierfür belohnen kann, dann ist das nichts schlechtes - ein klassischen Bonusprogramm.
Hotelbusiness-Blog: Und was mache ich jetzt konkret?
Roman Rackwitz: Gute Gamification ist viel Arbeit. Wir müssen uns mit den Bedürfnissen unserer Mitmenschen beschäftigen. Wäre es nicht wunderbar, wenn viele Menschen plötzlich Spass an ihrer Arbeit hätten und Werbung Freude machen würde anstatt zu nerven? Der Aufwand lohnt die Mühe.
Vielen Dank für das Gespräch. Wir werden auf jeden Fall weiter mit den Ideen der Gamification spielen - zum Wohl unserer Gäste und Mitarbeiter.
Viele, brave Gäste wünscht
Viele, brave Gäste wünscht
Armin Gross
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